Mitgliederversammlung der Landesgruppe Rheinland am 14.05.2022

Der Vorstand der dgs-Landesgruppe Rheinland hatte – nach Unterbrechung aus bekannten Gründen   – zur analogen Mitgliederversammlung 2022 in das Gästehaus St. Georg in der Kölner Südstadt eingeladen. Und trotz des schönen Wetters und einiger Absagen wegen Covid-Erkrankung waren erfreulich viele Mitglieder erschienen.

Ellen Bastians, die Vorsitzende der Landesgruppe, begrüßte die Teilnehmenden und die Referentin Frau Dr. Hanna Ehlert von der Leibniz Universität Hannover.

In ihrem Vortrag zum Thema Dynamic Assessment – Diagnostik bei Mehrsprachigkeit stellte Frau Ehlert einen alternativen Ansatz zu den klassischen Testverfahren dar. Dieses Verfahren erweist sich als besonders geeignet für mehrsprachige Kinder, aber auch für alle Kinder, bei denen die Sozialisationsbedingungen der Umwelt besondere Berücksichtigung erfordern. Dynamic Asssessment (DA) erhebt den Anspruch, nicht die aktuelle und punktuelle Sprachfähigkeit eines Kindes zu überprüfen, sondern die Sprachlernfähigkeit. Diese ist unabhängig vom Sprachstand zu sehen. Während traditionelle Testverfahren nicht das Entwicklungspotential des Kindes messen, wird beim DA geschaut, was das Kind mit Unterstützung lernen kann. DA ist somit kein reines Testinstrument, sondern gleichzeitig auch Förderinstrument.

Frau Dr. Ehlert verdeutlichte ihren Ansatz durch die Darstellung des Graduated Prompting. Damit sind abgestufte Hilfen gemeint, die das Kind beim Lösen der Items unterstützen und wiederum Aufschluss über das Ausmaß der notwendigen Interventionen geben können. Ein anschauliches Beispiel lieferte eine Sequenz, in der es um die Subjekt-Verb-Kongruenz ging.

Der Vortrag stieß auf große Beachtung der Mitglieder. In der anschließenden Diskussion wurde die Wurzel des DA im Konzept der „Zone der proximalen Entwicklung“ (Wygotzki) gesehen, aber auch die Nähe der Profilanalyse (Clahsen) oder zu VESSPA, dem Mettmanner Prüfverfahren zur Einschätzung des Sprachstandes von Schulanfängern, thematisiert.

Bedauert wurde allerdings, dass es noch kein standardisiertes Testverfahren zum Konzept des Dynamic Assessment gibt. Hier ist weitere Entwicklungsarbeit erforderlich. Vielleicht könnte am Ende einer solchen Arbeit ja der dgs-Zukunftspreis stehen, mit dem wegweisende Abschlussarbeiten von sprachheilpädagogischen Bacholor-, Master- oder Staatsexamens-Studiengängen prämiert werden.

Im weiteren Verlauf der Mitgliederversammlung berichtete Ellen Bastians über die Arbeit im vergangenen Jahr, die Kooperationen und die zukünftigen Vorhaben. Nach dem Kassenbericht und dem Bericht der Kassenprüfer wurde einstimmig die Entlastung des gesamten Vorstands beschlossen und ihm für das tatkräftige Engagement in Zeiten der Epidemie ausdrücklich gedankt.

Dr. Reiner Bahr leitete daraufhin die Wahl des neuen Vorstands. Alle Vorstandsmitglieder traten erneut zur Wahl an. Alternativkandidat*innen gab es nicht. Der wiedergewählte Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:

  • Vorsitzende: Ellen Bastians
  • Vorsitzende: Angelika Lang
  • Geschäftsführerin: Heidi Kittner-Uhl
  • Schriftführerin: Hanna-Lena Beck
  • Referentin für Fortbildung: Brunhilde Fanghäuser
  • Referentin für Internetpräsenz: Raili Volmert
  • Referentin für vorschulische Sprachtherapie: Maria Spreen-Rauscher

Als Kassenprüfer wurden Heinrich Wild-Matejka und Dirk Krist gewählt. Stellvertretender Kassenprüfer ist Dr. Reiner Bahr.

Anschließend wurden die Delegierten für die Delegiertenversammlung am 22.09.2022 in Berlin nominiert.

Theo Schaus

Präsenz-Fortbildung: „Diagnostik und Therapie von Kindern im Vorschulalter nach Barbara Zollinger (3 – 6 Jahre) Aufbaukurs“ mit Referentin Sylvie Borel am 1./2. April 2022

Diese Fortbildung lief außerhalb des regulären Fortbildungsprogramms für 2022 und wurde von Teilnehmerinnen bisheriger Fortbildungen zur Frühtherapie nach Zollinger angeregt. Der Therapieansatz war auf so großes Interesse gestoßen, dass der Wunsch nach zeitnaher Weiterarbeit und Fortsetzung auch für Kinder aus dem Vorschulalter an uns herangetragen wurde. Wir freuen uns, dass wir die Veranstaltung möglich machen konnten und nun auf einen erfolgreichen Verlauf zurückblicken können.

Der Dank aller Teilnehmerinnen gilt der Referentin, Sylvie Borel, die es hervorragend verstand, Inhalte und therapeutische Zielsetzung des Therapiekonzepts im Arbeitsprozess mit Fallbeispielen und Video-Einblicken aus eigener Praxis erlebbar zu vermitteln, und darüber hinaus vielfach Gelegenheit zu kollegialem Fachgespräch bot.

„Vielen Dank für die gelungene und individuelle Fortbildung, dank Ihres Engagements! Der Aufbaukurs, den Frau Borel wieder sehr gut und sympathisch gestaltet hat, war sehr bereichernd und würde von mir 10 Punkte kriegen!“ So brachte eine Teilnehmerin ihre Erfahrung/Bewertung der Veranstaltung auf den Punkt.

Auch der Vorstand der dgs-Landesgruppe dankt der Referentin, Frau Borel, für Ihr Engagement und nicht zuletzt für die Bereitschaft, so kurzfristig einen Termin bereitzustellen. Dank auch den Teilnehmerinnen: Ihr Interesse an der Thematik und die zuverlässige Unterstützung bei der organisatorischen Vorbereitung hat erheblich zum Gelingen beigetragen!

Für die weitere Fortbildungsarbeit freut sich das dgs-Vorstandsteam über besondere Wünsche und Anregungen, z.B. bei der Auswahl von Fortbildungsthemen.

Kommen Sie also gerne auf uns zu!

Maria Spreen-Rauscher

Fachvortrag „Dynamic Assessment – Diagnostik bei Mehrsprachigkeit“ von Fr. Dr. H. Ehlert

Wir freuen uns, Fr. Dr. Ehlert am 14.05.22 im Vorfeld unserer Mitgliederversammlung und Vorstandswahl bei uns in Köln begrüßen zu dürfen, die uns zu den Herausforderungen in der Diagnostik mehrsprachiger Kinder informieren, die Verwendung klassischer Testverfahren problematisieren und den alternativen Ansatz des „Dynamic Assessments“ vorstellen wird.

Die sprachliche Diagnostik mehrsprachig aufwachsender Kinder stellt pädagogische und therapeutische Fachkräfte vor enorme Herausforderungen. Aufgrund der heterogenen Bedingungen ihrer Sprachentwicklung ist besonders die Unterscheidung zwischen sprachlichen Auffälligkeiten des normalen mehrsprachigen Spracherwerbs und solchen, die auf einen Förder- oder sogar Therapiebedarf hindeuten häufig schwierig. Dennoch ist die Einschätzung der sprachlichen Entwicklung mehrsprachiger Kinder elementare Aufgabe pädagogischer und therapeutischer Fachkräfte. Klassische standardisierte Testverfahren – soweit für mehrsprachige Kinder vorhanden – greifen hier oft nicht, weil ihre testtheoretischen Vorannahmen nicht zur den Lernbedingungen mehrsprachiger (und im Übrigen auch vieler einsprachige aufwachsender) Kinder passen. Der alternative Ansatz des Dynamic Assessment birgt mit seiner komplementären diagnostischen Vorgehensweise das Potential, die wahren sprachlichen Lernfähigkeiten der Kinder zu erfassen und dadurch validere Aussagen über zukünftige Entwicklung und für die Planung von Interventionen zu ermöglichen.